Schwautz, eine Reise nach innen

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Rudolf-Karl Von Eisenberg

Diese Schrift wurde freundlicher Weise dem Von Schwautz Fanclub zum 110ten Geburtstag des Willfried Brauseberger Von Schwautz spendiert. Rudolf-Karl Von Eisenberg ist ein umstrittener, dennoch einflussreicher Schriftsteller und Musiker aus Oberholstensteiner Kreisen.


Willfried Brauseberger Von Schwautz war schon immer eine mir rätselhafte Gestalt gewesen. Und dennoch, wenn man da so zum Horizont blickt, sieht man ihn häufig lächelnd auf seinem Fahrrad sitzen. Einladend winkend wedelt er dort mit der einen Hand, die andere fest sein Fahrzeug haltend. Und wenn man wagt ihm auch nur ein wenig entgegen zu kommen, dann tretet er in die Pedalen mit einer ergebenen Manneswucht und schon ist er wieder weiter vorne. Er winkt abermals. Lächelnd, wie eine ersehnte Vatergestalt. Ein Vater dessen unermessene Weisheit dem Menschen des einfachen Volkes zu gewachsen ist. Dessen Vorantreiben man nicht Stand halten kann. Dessen Grösse uns fremd bleiben wird und wir nur erahnen können, welch Göttlichkeit uns dort einläd, zu einer eigenartigen Reise. Eine Reise nach Innen.

Nach innen zum Kern, wie auch dem Uhrzeiger entgegen, zurück zu besseren Zeiten, denn bekannterweise war Damals ja Alles Besser. Zurück also zum Kern des Wesens, zum Schoße der Natur, zum Gebet, zu sich selbst und zu denen die einem nahe sind.

Das Schwautzsche Kreuz symbolisiert eine solche Reise ins Innere. Wobei die Bezeichnung Kreuz eine Fehldeutung wäre, denn in der Schwautzschen Welt kreuzt sich nichts und niemand. Dort entsteht im Kern und entfaltet sich wie das Leben, wie eine atomare Struktur, wie die Äste einer Eiche. Dort vergeht an den äussersten Grenzen, verkrüppelt, verwelkt, bessinnt sich seiner Wurzeln, seines Stammes und stirbt wie vorgesehen von der Natur in einer Zurückentwicklung zu sich selbst. So wie der Urknall, wie die Blüte der Jugend, so das Alter, eine Implosion der Sinne, des Willens.

Keine Swastika, kein noch so heiliges Kreuz zeichnet dieses einfache Prinzip des Lebens so gut wie das Schwautzsche Kreuz. Und auch nicht Wiligut's schwarze Sonne ist diesem nahe zu setzen, denn seine Sonne bleibt im Kern ein Konglomerat einiger Strahlen, welche sich (wollen wir's hoffen) in der Mitte treffen und somit das Zentrum jedem bekanntem Naturgesetz trotzt. Solche Zeichen symbolisieren nicht mehr als die Rationalisierung des Lebens oder die Sucht des Lebens einer geordneteren Struktur sich zu unterwerfen. Und in unseren heutigen Zeiten der digitalen Pest erleben solche Denkraster Hochkonjunktur : Alles soll schematisiert wirken, gerade verlaufen und natürlich sich kreuzen, um eine Illusion der Vielfältigkeit zu erwecken (obwohl jedes Kind weiß, daß wenn ein Ast einem anderen begegnet, er sich das Recht nimmt an ihm vorbei zu wachsen : der ewig anhaltende Kampf der Natur kennt keine Kreuzung ohne Zerstörung). So ist es heutzutage eindeutig, daß nicht der Komputer wie ein Mensch wirkt, sondern der Mensch wie ein Komputer wirken soll. So sorgt der Fortschritt dafür, daß dieses unser Leben geradlinieg nach Plan verlaufen soll.

Nicht so bei Schwautz. Seine Strukturen sind Leben, sind Sonne, sind Geburt und Tod zugleich, sind Trauer und Trost, hin und her, auf und ab. Seine Ideologie ist eine Fahrt dessen Ziel der Startpunkt ist. Dort schreit die Jugend ohne Fassung und dort fasst der Senior ohne zu Schreien. In kreisförmigen Gebilden kommt der einst junge Mensch als alter Greise zurück zum Schoße der Natur.

Und heute, ist es die Reise nach innen, unsere letzte Fahrt zu den Toren des Todes, die welche uns älteren Leute am meisten bewegt, wir die nicht mehr die Kraft zum Sprießen und Spritzen besitzen, wir die nicht mehr den Mut der Entfaltung verspüren, uns zwingt der mühselige Weg nach Haus, zurück zu unserer Erde der wir einst entkammen. Und mit ihm die Sehnsucht, die uns bewegt unser Selbst zu besteigen, uns zu verstehen, um dann, wie Schwautz, am Horizont die schreiende Jugend zu begrüßen, herbei zu winken damit sie teil an unserer Selbstfeier haben.

Und so fahren wir mit unseren Fahrrädern dahin...


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